Beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Berufsschule Ostallgäu mit Berufsfachschule für Hauswirtschaft. Zu den Festgästen zählten Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Verwaltung, aber auch die Lehrerschaft Gründungsväter wie Altlandrat Adolf Müller (2. Reihe Mitte) oder der erste Schulleiter Johannes Christl (2. v. links). Der Festredner Dr. Theo Waigel (1. Reihe rechts mit Ehefrau) rief in seiner Ansprache dazu auf, die Chancen des erweiterten Europa zu nutzen. Dem Thema Europa ist auch eine Ausstellung gewidmet, die von den Schülern in einem klassenübergreifenden Projekt gestaltet wurde und noch his 2. Juli zu sehen ist. Eine weitere Ausstellung dokumentiert die 25-jährige Geschichte der Berufsschule Ostallgäu. Die musikalische Umrahmung übernahm ein Bläserensemble des Marktoberdorfer Gymnasiums unter Leitung von Willi Moser.
Feierlich enthüllt wurde das neu geschaffene Logo der Berufsschule Ostallgäu, das der Fachlehrer Kurt Schmiedle als Plastik nachbildete, Es stellt zwei Menschen dar. Sie stehen für Begegnung aber ,auch Schutz, für Lehrende und Lernende. Die Hand umschließt einen Stab, der dem Wappen des Landkreises Ostallgäu entnommen ist. Wie ein Anker gibt er den beiden Menschen Halt. Zugleich ersetzt er im Schriftzug „Berufsschule Ostallgäu“ jeweils den Buchstaben „L“ der ebenfalls für „Lehren und Lernen" steht. Am Sockel findet sich der Leitspruch „Wir bilden Zukunft". Beider Enthüllung dabei waren (von links) Dr. Theo Waigel, Gabriele Holzner, Lehrer und Schulentwicklungsmoderator der Berufsschule Andreas Petzka, Bundestagsabgeordneter Kurt Rossmanith, Landrat Johann Fleschhut. Schulleiter Remigius Kirchmaier, Fachlehrer Kurt Schmiedle und Bürgermeister Werner Himmer.
Europa gehört heute zur Erfahrung im Alltag. Es ist verbunden mit Werten. Das wichtigste am „europäischen Projekt" aber sei, dass Frieden und Freiheit für immer geschaffen wurde. Als Festredner bei der Jubiläumsfeier „25 Jahre Berufsschule Ostallgäu" blickte der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel voller Optimismus in die Zukunft dieses erst jüngst erweiterten Europas. Er machte Mut für dieses Europa, das gerade der Jugend viele Chancen biete. Von der Gestaltung des Kommenden sprach auch Schulleiter Remigius Kirchmaier in seiner Ansprache. Und auch das neu geschaffene Schullogo weist mit dem Leitspruch „Wir bilden Zukunft" in die kommenden Jahre. Das Jubiläum wurde aber auch genutzt, um auf das Geschaffene zurückzublicken.
Zu einer modernen beruflichen Bildungseinrichtung habe sich die Berufsschule mit der Außenstelle in Füssen (bis 2001 auch Pfronten) entwickelt, resümierte Kirchmaier. Sie sei tief in der Region verwurzelt und könne daraus auch Kraft für die kommenden Aufgaben schöpfen. Sowohl aus der Politik als auch aus der Wirtschaft bekomme sie alle Unterstützung. Dem Schulalltag nütze eine förderliche Arbeits- und Unterrichtsatmosphäre.
„Die Schullandschaft kommt in Bewegung", konstatierte Landrat Johann Fleschhut vor den rund 140 Festgästen aus Politik und Wirtschaft, Verwaltung und Vertretern der Kirche. Dies verlange von allen Flexibilität und hohen Einsatz. Die Berufsschule sei ein bedeutender Faktor in der Region, Ausbildung ein zentrales Thema. Und insbesondere in der Bereichen Wirtschaft und Verwaltung solle diese Schule in Zukunft noch deutlich gestärkt werden. Erhalten bleiben müsse die Außenstelle Füssen, die für die Wirtschaft im südlichen Landkreis, aber auch für die gesamte Struktur benötigt werde. „Wenn es strukturelle Veränderungen geben sollte, dann brauchen wir einen Ausgleich", forderte Fleschhut. Sein Dank galt der Schulleitung und den Gründungsvätern wie Altlandrat Adolf Müller und Johannes Christl, Schulleiter von 1979 bis 1988. Dank galt aber auch der Wirtschaft und nicht zuletzt der Schulstadt Marktoberdorf für ihre stete förderliche Bereitschaft.
Die rasante technologische Entwicklung, immer neue Berufsbilder, aber auch der in einigen Jahren zu erwartende Schülerrückgang: Für all dies müsse sich die Berufsschule wappnen, die noch flexibler als andere Schulen auf Neuerungen reagieren müsse, hob Gabriele Holzner, Abteilungsdirektorin bei der Regierung von Schwaben, hervor. Dies erfordere die Bereitschaft, manch Gewohntes aufzugeben und Neues zu beginnen. Entscheidend für die Zukunft sei nicht allein die quantitative Sicherung der Ausbildung, sondern auch die qualitative. Mögliche Strukturreformen geschähen im Sinne der Qualitätssicherung. Dabei gehe es um die Stärkung des Profils einer Schule, um verlässliche Orte der Ausbildung und durch Mehrzügigkeit differenzierte Angebote.
Als Vertreter der Wirtschaft und der Verbände sprach der Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer für Schwaben (IHK), Wolf-Dieter Siebert. Die IHK, so Siebert, unterstütze Strukturreformen, die im Sinne von mehr Effizienz geschähen. Die Betriebe forderte er auf, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, um das Vertrauen zu rechtfertigen, das der Wirtschaft im jüngst geschlossenen Ausbildungspakt entgegengebracht worden sei.
Schließlich lenkte der stellvertretende Schulleiter Anton Traut den Blick auf die Geschichte der Berufsschule Ostallgäu, für deren Sachaufwand der Landkreis in der Pflicht steht. 46 haupt- und fast 20 nebenberuflich tätige Lehrkräfte unterrichten derzeit 1434 Schüler in 66 Klassen. Aufmerksam gemacht wurden die Festgäste auf den neu gegründeten „Förderkreis Berufsschule Ostallgäu". Mitgliedsbeiträge und Spenden sollen direkt in die Schulsozialarbeit und weitere Projekte.
Als Verfechter des neuen, des gewachsenen Europas trat Dr. Theo Waigel beim Festakt zum Jubiläum der Berufsschule Ostallgäu ans Rednerpult. Dieses Europa werde von der Jugend anders wahrgenommen als von der älteren Generation. Waigel erinnerte an die enormen Entwicklungen, die sich insbesondere in den letzten 15 Jahren vollzogen haben. Mit dem Beitritt der zehn neuen Länder zur EU sei ein epochales Projekt auf den Weg gebracht worden, das den Frieden sichere. Es sei die „erfolgreichste Friedensbewegung in der Geschichte".
Die Deutschen als Exportnation warnte er davor, sich abschotten zu wollen. Die Zeit der Grenzen sei vorbei. Die erweiterte Europäische Union (EU) bringe zwar einiges an zusätzlichem Wettbewerb mit sich und auch an Anpassung. Dieses Europa werde ein Raum sehr arbeitsteiliger Wirtschaft. Aber Globalisierung sei nichts Neues. Vielmehr gelte es dort anzuknüpfen, wo die Wirtschaft bereits vor dem Ersten Weltkrieg stand. Dieses Europa werde eine Wissensgesellschaft werden mit „tollen Chancen für qualifizierte Arbeitskräfte in den neuen EU-Ländern".
Waigel verwies auf die zahlreichen bereits bestehenden Austauschprogramme, die es zu nutzen gelte. Junge Menschen müssten für dieses Europa ermutigt, bestehende Ängste abgebaut werden. Waigel plädierte für Offenheit. Alle Probleme seien heute besser lösbar denn je. Dankbar sei er dafür, dass die europäische Integration bereits in allen Schulen Unterrichtsthema sei. Als Beispiele nannte er die Fächer Fremdsprachen und Geschichte.
Die Veranstaltung wurde durch ein anschließendes `Kurz` - Konzert des Bläserensembles des Gymnasiums Marktoberdorf und einen kleinen Imbiss abgerundet.