Das Marktoberdorfer Schulzentrum mit Realschule, Gymnasium, Hauptschule und der Berufsschule, die 1984 ihrer Bestimmung übergeben wurde. Allerdings wird an der Berufsschule Ostallgäu bereits seit 1979, dem Jahr, als sie aus der Taufe gehoben wurde, unterrichtet. Bis zum Schuljahr 1983/84 mussten jedoch Lehrer und Schüler mit Behelfsräumen an verschiedenen Orten Vorlieb nehmen.
1979 war es endlich soweit: Sieben Jahre nach der Gebietsreform stand fest, dass der Landkreis Ostallgäu eine eigene Staatliche Berufsschule - neben der bereits bestehenden in Kaufbeuren - bekommt. Sitz sollte die Kreisstadt Marktoberdorf sein. Zunächst aber war dies eine Schule ohne festes Gebäude: Fünf Jahre lang fand der Unterricht an verschiedenen Orten in Behelfsräumen statt. Um so größer war die Freude, als am 13. Januar 1984 das 31 Millionen Mark teure neue Gebäude am Mühlsteig in Marktoberdorf eingeweiht werden konnte. Zeitgleich war die Außenstelle Füssen für 10 Millionen Mark errichtet und die Außenstelle Pfronten in einem bestehenden Gebäude eingerichtet worden. Ein Festakt zum 25. Jubiläum fand am 23. Juni statt.
Die Anfänge der Berufsschule in Marktoberdorf gehen bereits zurück auf die Gebietsreform im Jahr 1972. Damals wurden die drei Landkreise Füssen, Marktoberdorf und Kaufbeuren zum neuen Landkreis Ostallgäu zusammengelegt. Die Stadt Kaufbeuren blieb kreisfrei. Die entscheidenden Gespräche für die Berufsschule Ostallgäu fanden Ende 1978 im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus zwischen Vertretern des Ministeriums. der Regierung von Schwaben, des Landkreises Ostallgäu und der kreisfreien Stadt Kaufbeuren statt. Dabei ging es um die Weiterentwicklung des Berufsschulwesens im noch jungen Landkreisgebilde Ostallgäu. Der Kreistag hatte sich stark gemacht für die Schuleinrichtungen, die neben der in Kaufbeuren Bestand haben sollten. Ziel war eine möglichst wohnortnahe Ausbildung. Daher hatten sich die Verantwortlichen damals auch dafür entschieden, den Schulort Füssen durch die Errichtung einer Außenstelle beizubehalten und die Fachrichtung Metall in Pfronten weiterhin anzubieten. Zunächst aber war eine Schule ohne Haus geschaffen worden. In fünf verschiedenen Orten wurde von 1979 bis zum Schuljahr 1983/84 in Behelfsräumen Unterricht gehalten. Im Marktoberdorfer Rathaus war die Schulverwaltung mit Johannes Christl an der Spitze untergebracht.
Im Juni 1981 erfolgte der Spatenstich in Marktoberdorf und Füssen, neun Monate später wurde Richtfest gefeiert. Und bereits mit dem Beginn des Schuljahres 1983/84 konnte der Unterricht für 1800 Berufsschüler in den neuen Häusern aufgenommen werden. Das Grußwort, das Kultusminister Hans Maier 1984 hielt, könnte auch von heute stammen. Er sagte damals: „Gerade in einer Zeit des raschen technischen Fortschritts, des Mangels an Facharbeitern bei hoher allgemeiner Arbeitslosigkeit und der angespannten Finanzlage der öffentlichen Haushalte, sind Investitionen in den beruflichen Schulen ein gut angelegtes Kapital.“
Bis zu 2000 Schülern pro Jahr hat die Berufsschule Ostallgäu mit Berufsaufbauschule und Berufsschule für Hauswirtschaft zu ihren besten Zeiten im Jahr unterrichtet. Seit rund zehn Jahren sind es etwa 1500 im Jahr. Diese zurück gegangene Schülerzahl führt Schulleiter Remigius Kirchmaier auf eine immer größer gewordene Differenzierung in der beruflichen Ausbildung zurück. Vor drei Jahren erfolgte eine neue Schwerpunktbildung, die Außenstelle Pfronten ist Vergangenheit. Im Rahmen der Strukturreform, so Kirchmaier, sei für die Berufsschule Ostallgäu von Seiten der Regierung allerdings eine Stärkung in Aussicht gestellt worden.
Mit einem in die Zukunft weisenden Vortrag zum Thema „Chancen unserer Jugendlichen in einem größer werdenden Europa" ist der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel zu Gast beim Festakt am 23. Juni. Eine Ausstellung an der Schule soll Erinnerungen wach werden lassen. Zu sehen sein werden auch Schülerarbeiten zur Struktur der neuen EU-Länder.
Beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen der Berufsschule Ostallgäu mit Berufsfachschule für Hauswirtschaft. Zu den Festgästen zählten Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kirche und Verwaltung, aber auch die Lehrerschaft Gründungsväter wie Altlandrat Adolf Müller (2. Reihe Mitte) oder der erste Schulleiter Johannes Christl (2. v. links). Der Festredner Dr. Theo Waigel (1. Reihe rechts mit Ehefrau) rief in seiner Ansprache dazu auf, die Chancen des erweiterten Europa zu nutzen. Dem Thema Europa ist auch eine Ausstellung gewidmet, die von den Schülern in einem klassenübergreifenden Projekt gestaltet wurde und noch his 2. Juli zu sehen ist. Eine weitere Ausstellung dokumentiert die 25-jährige Geschichte der Berufsschule Ostallgäu. Die musikalische Umrahmung übernahm ein Bläserensemble des Marktoberdorfer Gymnasiums unter Leitung von Willi Moser.
Feierlich enthüllt wurde das neu geschaffene Logo der Berufsschule Ostallgäu, das der Fachlehrer Kurt Schmiedle als Plastik nachbildete, Es stellt zwei Menschen dar. Sie stehen für Begegnung aber ,auch Schutz, für Lehrende und Lernende. Die Hand umschließt einen Stab, der dem Wappen des Landkreises Ostallgäu entnommen ist. Wie ein Anker gibt er den beiden Menschen Halt. Zugleich ersetzt er im Schriftzug „Berufsschule Ostallgäu“ jeweils den Buchstaben „L“ der ebenfalls für „Lehren und Lernen" steht. Am Sockel findet sich der Leitspruch „Wir bilden Zukunft". Beider Enthüllung dabei waren (von links) Dr. Theo Waigel, Gabriele Holzner, Lehrer und Schulentwicklungsmoderator der Berufsschule Andreas Petzka, Bundestagsabgeordneter Kurt Rossmanith, Landrat Johann Fleschhut. Schulleiter Remigius Kirchmaier, Fachlehrer Kurt Schmiedle und Bürgermeister Werner Himmer.
Europa gehört heute zur Erfahrung im Alltag. Es ist verbunden mit Werten. Das wichtigste am „europäischen Projekt" aber sei, dass Frieden und Freiheit für immer geschaffen wurde. Als Festredner bei der Jubiläumsfeier „25 Jahre Berufsschule Ostallgäu" blickte der ehemalige Bundesfinanzminister Dr. Theo Waigel voller Optimismus in die Zukunft dieses erst jüngst erweiterten Europas. Er machte Mut für dieses Europa, das gerade der Jugend viele Chancen biete. Von der Gestaltung des Kommenden sprach auch Schulleiter Remigius Kirchmaier in seiner Ansprache. Und auch das neu geschaffene Schullogo weist mit dem Leitspruch „Wir bilden Zukunft" in die kommenden Jahre. Das Jubiläum wurde aber auch genutzt, um auf das Geschaffene zurückzublicken.
Zu einer modernen beruflichen Bildungseinrichtung habe sich die Berufsschule mit der Außenstelle in Füssen (bis 2001 auch Pfronten) entwickelt, resümierte Kirchmaier. Sie sei tief in der Region verwurzelt und könne daraus auch Kraft für die kommenden Aufgaben schöpfen. Sowohl aus der Politik als auch aus der Wirtschaft bekomme sie alle Unterstützung. Dem Schulalltag nütze eine förderliche Arbeits- und Unterrichtsatmosphäre.
„Die Schullandschaft kommt in Bewegung", konstatierte Landrat Johann Fleschhut vor den rund 140 Festgästen aus Politik und Wirtschaft, Verwaltung und Vertretern der Kirche. Dies verlange von allen Flexibilität und hohen Einsatz. Die Berufsschule sei ein bedeutender Faktor in der Region, Ausbildung ein zentrales Thema. Und insbesondere in der Bereichen Wirtschaft und Verwaltung solle diese Schule in Zukunft noch deutlich gestärkt werden. Erhalten bleiben müsse die Außenstelle Füssen, die für die Wirtschaft im südlichen Landkreis, aber auch für die gesamte Struktur benötigt werde. „Wenn es strukturelle Veränderungen geben sollte, dann brauchen wir einen Ausgleich", forderte Fleschhut. Sein Dank galt der Schulleitung und den Gründungsvätern wie Altlandrat Adolf Müller und Johannes Christl, Schulleiter von 1979 bis 1988. Dank galt aber auch der Wirtschaft und nicht zuletzt der Schulstadt Marktoberdorf für ihre stete förderliche Bereitschaft.
Die rasante technologische Entwicklung, immer neue Berufsbilder, aber auch der in einigen Jahren zu erwartende Schülerrückgang: Für all dies müsse sich die Berufsschule wappnen, die noch flexibler als andere Schulen auf Neuerungen reagieren müsse, hob Gabriele Holzner, Abteilungsdirektorin bei der Regierung von Schwaben, hervor. Dies erfordere die Bereitschaft, manch Gewohntes aufzugeben und Neues zu beginnen. Entscheidend für die Zukunft sei nicht allein die quantitative Sicherung der Ausbildung, sondern auch die qualitative. Mögliche Strukturreformen geschähen im Sinne der Qualitätssicherung. Dabei gehe es um die Stärkung des Profils einer Schule, um verlässliche Orte der Ausbildung und durch Mehrzügigkeit differenzierte Angebote.
Als Vertreter der Wirtschaft und der Verbände sprach der Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung bei der Industrie- und Handelskammer für Schwaben (IHK), Wolf-Dieter Siebert. Die IHK, so Siebert, unterstütze Strukturreformen, die im Sinne von mehr Effizienz geschähen. Die Betriebe forderte er auf, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen, um das Vertrauen zu rechtfertigen, das der Wirtschaft im jüngst geschlossenen Ausbildungspakt entgegengebracht worden sei.
Schließlich lenkte der stellvertretende Schulleiter Anton Traut den Blick auf die Geschichte der Berufsschule Ostallgäu, für deren Sachaufwand der Landkreis in der Pflicht steht. 46 haupt- und fast 20 nebenberuflich tätige Lehrkräfte unterrichten derzeit 1434 Schüler in 66 Klassen. Aufmerksam gemacht wurden die Festgäste auf den neu gegründeten „Förderkreis Berufsschule Ostallgäu". Mitgliedsbeiträge und Spenden sollen direkt in die Schulsozialarbeit und weitere Projekte.
Als Verfechter des neuen, des gewachsenen Europas trat Dr. Theo Waigel beim Festakt zum Jubiläum der Berufsschule Ostallgäu ans Rednerpult. Dieses Europa werde von der Jugend anders wahrgenommen als von der älteren Generation. Waigel erinnerte an die enormen Entwicklungen, die sich insbesondere in den letzten 15 Jahren vollzogen haben. Mit dem Beitritt der zehn neuen Länder zur EU sei ein epochales Projekt auf den Weg gebracht worden, das den Frieden sichere. Es sei die „erfolgreichste Friedensbewegung in der Geschichte".
Die Deutschen als Exportnation warnte er davor, sich abschotten zu wollen. Die Zeit der Grenzen sei vorbei. Die erweiterte Europäische Union (EU) bringe zwar einiges an zusätzlichem Wettbewerb mit sich und auch an Anpassung. Dieses Europa werde ein Raum sehr arbeitsteiliger Wirtschaft. Aber Globalisierung sei nichts Neues. Vielmehr gelte es dort anzuknüpfen, wo die Wirtschaft bereits vor dem Ersten Weltkrieg stand. Dieses Europa werde eine Wissensgesellschaft werden mit „tollen Chancen für qualifizierte Arbeitskräfte in den neuen EU-Ländern".
Waigel verwies auf die zahlreichen bereits bestehenden Austauschprogramme, die es zu nutzen gelte. Junge Menschen müssten für dieses Europa ermutigt, bestehende Ängste abgebaut werden. Waigel plädierte für Offenheit. Alle Probleme seien heute besser lösbar denn je. Dankbar sei er dafür, dass die europäische Integration bereits in allen Schulen Unterrichtsthema sei. Als Beispiele nannte er die Fächer Fremdsprachen und Geschichte.
Die Veranstaltung wurde durch ein anschließendes `Kurz` - Konzert des Bläserensembles des Gymnasiums Marktoberdorf und einen kleinen Imbiss abgerundet.
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