Lernfeldübergreifende Unterrichtsprojekte der 10. und 11. Jahrgangsstufe

Zur Vorbereitung auf den praktischen Teil der Kammerabschlussprüfung sowie zur Übung im problemorientierten Handeln, absolvierten die 10. und 11. Klassen MFA jeweils einen besonderen Unterrichtstag.

Ziel der dualen Ausbildung in der Arztpraxis und in der Berufsschule ist die berufliche Handlungsfähigkeit: dies bedeutet, Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten zu erwerben, um konkrete Handlungen selbstständig und lösungsorientiert durchführen zu können.

Dazu wurden für die Projekttage aus den, im Rahmenlehrplan festgelegten Ausbildungsinhalten lernfeldübergreifend spezielle Lernsituationen (Handlungssituationen) entworfen.

Die Rahmen setzenden Lernfelder der MFA umfassen folgende Bereiche:

  • Orientierung im Gesundheitswesen
  • Patientenempfang und Begleitung im diagnostischen, therapeutischen, chirurgischen Bereich zu Erkrankungen z.B. am Bewegungsapparat oder im Vedauungssystem
  • Hygiene
  • Infektionskrankheiten
  • Notfallsituationen
  • Wundversorgung
  • Prävention
  • Qualitätsmanagement gesteuerte Praxisabläufe
  • Verwaltung z.B. Warenbeschaffung, Leistungserfassung, …

Ausgangspunkt der Projekttage waren also vom Lehrerteam ausgearbeitete Handlungssituationen, die sich, an den Vorgaben der Lernfelder, der im Unterricht bearbeiteten Themen, sowie an im Praxisalltag vorkommende Situationen orientieren. Angestrebt wurde, möglichst „reale Arbeitsprozesse“ zu entwickeln, um die Schüler/innen zu einer selbstständigen Planung und Durchführung - ohne weitere Anleitung - zu motivieren.

Natürlich geht es nicht ohne Hilfsmittel. Zur Verfügung stehen den Schüler/innen Schul- und Fachbücher, Lexika, Internet, labortechnische Materialien, Formulare, Leistungsverzeichnis zur Erstellung der Abrechnung und Arbeitskleidung.

Am Vortag des Projektunterrichts wurden die Unterrichtsräume mit den Arbeits- und Schreibmaterialien, sowie Geräten und Instrumenten ausgestattet. Die Arbeitstische waren in Gruppen aufgestellt, jede Gruppe bekam eine eigene Handlungssituation.

Der Projekttag begann jeweils mit der Begrüßung der Schüler/innen, Bekanntgabe des Tagesablaufs und der Einteilung in die Arbeitsgruppen. Im Anschluss erfolgte die selbstständige Bearbeitung der Praxisfälle.

Die zu bearbeitenden Themenbereiche waren breit gestreut:

  • Infektionskrankheiten wie Hepatitis B, TBC, HIV, Masern
  • Nadelstichverletzungen
  • Prophylaxe, z. B. durch Impfungen
  • Immunsystem
  • Meldepflicht von Krankheiten
  • Laborchemische Untersuchung und diagnostische Möglichkeiten
  • Infobroschüre für Patienten
  • Hygienemaßnahmen
  • Desinfektion und Sterilisation, Umgang mit infektiösen Materialien
  • Erstellung eines Hygieneplans
  • Kommunikation innerhalb des Praxisteams
  • Qualitätsmanagement, Checklisten, Arbeitsanweisungen
  • Leistungserfassung

Innerhalb der Gruppen war gut zu beobachten, in welchem Ausmaß sich die Teilnehmerinnen, entsprechend ihren Fähigkeiten, entweder durch kreative Ideen oder Fertigkeiten in der Gestaltung oder durch die eigenverantwortliche Übernahme von „Teilaufgaben“ aktiv ins Team einbrachten. Ebenso fiel die Entwicklung der gegenseitigen Akzeptanz und der Bereitschaft zur Hilfestellung bei der Problemlösung, je nach Schülerpersönlichkeit, unterschiedlich aus. Insofern bietet diese Art des Unterrichts Gelegenheit, eventuelle Defizite durch aktiven Einsatz abzubauen.

Mit Beginn der Mittagspause war die Erarbeitungsphase beendet, endlich Zeit, die „rauchenden Köpfe“ abkühlen zu lassen.

Der Nachmittag war für die Präsentation der erarbeiteten Fälle vorgesehen. Die Rolle der Lehrer wechselte nun von der fallweisen Unterstützung bei technischen Problemen oder der Klärung von Verständnisfragen bezüglich der Situationsbeschreibung, hin zum aufmerksamen Fachmann bei der Vorstellung der Handlungsprodukte (= Ergebnisse der Situationsbearbeitung).

Diese Handlungsprodukte konnten unterschiedlichster Art sein. Beispiele:

  • Ein Rollenspiel zum Arzt – Patienten – Gespräch
  • Praktische Demonstration des korrekten Verhaltens einer MFA nach der Blutentnahme
  • Ein Plakat über die umweltgerechte Entsorgung von kontaminiertem Material
  • Infobroschüre für Patienten über den Hepatitis-Virus zur Auslage in der Praxis
  • Meldung der Stichverletzung an die Berufsgenossenschaft
  • Abrechnung der erbrachten Leistungen

In die Leistungsbewertung der Gruppen (jede Schülerin erhält die gleiche Gruppennote) flossen sowohl die fachliche Richtigkeit und Vollständigkeit der Ergebnisse, als auch die Qualität der Präsentation bzw. der zu erstellenden Handlungsprodukte ein.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass sich, in der Mehrzahl der Fälle, die Schülerinnen die Falllösungen nicht einfach machen. Es war spannend zu hören und zu sehen, wie schwierige Situationen gemeistert (richtig entschieden) und wieviel Kompetenzen, Fähigkeiten und Kenntnisse hinzugewonnen wurden. Die Schülerinnen arbeiteten in „geschütztem Rahmen“ mit Aktivität und Engagement an den Aufgaben und konnten sich in ihren Stärken und Schwächen erfahren bzw. eigene Lösungsstrategien testen.

Diese Erfahrungen sind wichtige Faktoren der weiteren beruflichen Tätigkeit: denn dort wo Freude und Interesse an der Bewältigung von Arbeitsaufgaben nicht gebremst werden, steht einer positiven individuellen Entwicklung nichts mehr im Wege.

Margot Diea, Norbert Golda

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